Reisebericht Kupfercanyon, Chiapas & Yucatan

BARBARA SEIDL AUS MÜNCHEN, DEZEMBER 2010

Liebe Stefanie,
Jetzt zu der großen, unvergesslichen Mexikoreise.

Es war eine 17tägige Familienreise mit drei Personen – Mama mit ihren zwei erwachsenen Kindern. Papa wollte nicht mit. Nach der Reise sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir in dieser einen Reise eigentlich drei Reisen untergebracht haben. Die erste Reise war die Wildwestreise durchs Cowboyland und den Kupfercanyon. Im Anschluss daran kam die zweite Reise auf die Hochebene der Chiapas und in den niedrig gelegenen tropischen Teil Chiapas, den Dschungel. Den Abschluss bildete die Halbinsel Yucatan. So und nun der Reihe nach:

I. Mit dem Zug El Chepe von Chihuahua nach Los Mochis

Nach 24 Stunden Anreise von Regensburg nach Chihuahua fielen wir am 27.12.2010 todmüde in unsere Hotelbetten, denn die wahre Mexikoreise sollte am Nächsten Tag um 6:00 am Bahnhof von Chihuahua beginnen. Über 700km sollten wir dann in den folgenden Tagen mit dem Chepe zurücklegen. Eine Zugfahrt wie im Bilderbuch, die jegliche Erwartungen übertroffen hat. Am Ende – in Los Mochis – haben wir uns traurigen Herzens von der Eisenbahn verabschiedet und dachten, unsere Mexikoeindrücke können nur schwer übertroffen werden, zumindest was Steppe, Berge, Schluchten, Cowboys, Raramuri, Felsenhäuser, Canyons, Pferde und auch die Armut der Menschen betrifft. Die erste Zugetappe dauerte circa 5 Stunden, wir fuhren in ein mit der Sonne erwachendes Mexiko hinein. Wir waren alle sehr aufgeregt und auch ängstlich. In Deutschland hat man uns ja soooo gewarnt vor Überfällen und Übergriffen vor allem im Norden von Mexiko. Wir brauchten also dringend eine Stärkung, bevor wir uns den Abenteuern stellen sollten. Und so lernten wir den absolut empfehlenswerten Speisewagen der Eisenbahn kennen. Wir nahmen ein herrliches Frühstück mit Kaffee zwischen ausschließlich mexikanischen Touristen ein und konnten erste Eindrücke aus dem fahrenden Zug gewinnen. Unser erster Stop war in dem Holzfällterstädtchen in Creel. Dieses DORF besteht aus einer Hauptstraße mit ein paar wenigen Geschäften. Creel liegt über 2.000m hoch, es weht angeblich immer eine frische Prise und mir persönlich war sehr kalt. Wir waren in Holzhütten untergebracht und fühlten uns schon zu diesem Zeitpunkt im Wilden Westen. Erwähnenswert ist vielleicht auch, die Weihnachtsfeiertag lagen ja kaum hinter uns, und jedes Haus oder jede Hütte, überall blinkt einem die farbenfrohe Christbaumbeleuchtung entgegen und überall sind bunte Christbäume und Grippen, in sämtlichen Farben und Größen die Grippenfiguren. Irgendwann im Laufe der Reise meinte die Mama und sie hat so Recht, eine Vielzahl von Menschen in Mexiko lebt, wenn überhaupt, in besseren Garagen, die nicht isoliert sind. Sie sind nach unseren Verhältnissen arm. Aber an der funkelnden Beleuchtung fehlt es nie!!!

Von Creel aus haben wir zwei Ausflüge unternommen, uns haben sich Naturschönheiten offenbart, aber wir kamen gleichzeitig und zum ersten Mal auf dieser Reise mit den ärmsten Menschen dieses Landes in Berührung, den Raramuris. Wir kämpften mit unseren Eindrücken.

Am nächsten Tag ging die Fahrt mit dem El Chepe weiter. Ziel war Divisadero, von wo aus wir den Canyon, Barrancas del Cobre erkunden konnten. Zwei Nächte blieben wir dort. Unser Hotel war direkt an einer Schlucht zum Canyon gebaut. Es war atemberaubend. Als wir aus dem Zug ausstiegen und das Panorama wahrnahmen, wird einem schnell klar, dass das ein absolutes Highligt der Reise ist. Das ist der Kupfercanyon und wir sind hier. Das ist ein Geschenk. Man denkt immer wieder, man ist im Herr der Ringe Film und das alles ist nicht echt, aber doch, das ist es, es ist echt. Wir waren überwältigt. Ich kürze die Berichte, die jetzt ausufern könnten, ab, und will nur noch Eckpunkte erwähnen wie beispielsweise die neue Doppelmayr Seilbahn, die Ende Oktober im Canyon in Betrieb genommen wurde. Doppelmayr kennen wir aus unseren Skiurlauben in Österreich und der Schweiz. Ja, aber mittlerweile ist Doppelmayr auch in Mexiko im Kupercanyon angekommen. Natürlich haben wir die Seilbahn gleich ausprobiert und sind über eine tiefabstürzende Felsschlucht gefahren, wo wir dann auch prompt steckengeblieben sind. Wirklich genau zwischen Ausgangs- und Zielpunkt blieb die Bahn stehen. Wir erfuhren, dass es einen Stromausfall gab. Bis das Notstromaggregat zum Einsatz kam, hingen wir schon 45min in schwindelerregender Höhe fest. An diesem Tag, abends, kam es noch zu einem weiteren Stromausfall. Da waren wir gerade im Hotel vor dem offenen Kamin und wärmten unsere kalten, durchgefrorenen Körper auf. An diesem Abend gabs dann halt kein Essen, was aber nicht weiter schlimm war, denn es gab für 5 Stunden keinen Strom. Mario, der Hotelchef meinte, wir kriegen keinen Strom aus Creel, da hilft nix.

Der nächste Stop war in Bahuichivo. Dort verbrachten wir unsere Silvesternacht auf einer Range mit 21 Pferden und 6 Eseln. Das Zimmer mussten wir mit einem Holzofen beheizen. Stefan war verantwortlich, dass in der Nacht das Feuer nicht ausging. Leider sind wir schon so verweichlicht und weg vom ursprünglichen Leben, das wir Schwierigkeiten mit dieser Aufgabe:-) egal. Mama hat sich noch damit gerühmt und gemeint, Kinder, früher mussten wir oft mit Holz einheizen, jetzt seht ihr mal wie das ist. Und was geschah darauf, sie wollte auch mal zu dem Ofen hin und ihn aufmachen und hat sich verbrannt. Jaja, in dem Urlaub bekamen wir alle unser Fett weg. Es war sehr lustig. Mittlerweile hatten wir auch Freundschaft mit anderen im Zug mitfahrenden jungen Mexikanern gemacht, die auch jeweils dieselben Unterkünfte wie wir beanspruchten. Wir hatten viel Spaß. Achja, asphaltierte Straßen gabs keine! Auf unserer Aussichtsfahrt mit dem Van auf den steinigen und tiefabfallenden Abhängen rechts der Straße hatte ich schon etwas Angst, aber ein Mexikaner meinte, hier bräuchte ich keine Angst haben, das sei kein Vergleich zu den Straßen in Chiapas. Auch wenn mich dieser Vergleich nicht wirklich beruhigte, so wurde die Fahrt mit unbeschreiblichen Ausblicken über das Naturgebiet belohnt.

Weiter ging die Fahrt mit dem Zug nach Los Mochis, von wo aus wir den Flieger gen Süden nahmen. Wir waren wirklich wehmütig und traurig.

II. Chiapas

Wir verliesen den Norden Mexikos und brachen in den tropischen Süden auf. In San Christobal wars dann aber gar nicht so warm und tropisch, denn auch diese Stadt liegt 2.000m hoch. Natürlich war Chiapas ein Gegensatz zu unserer ersten Reise. Hier wimmelte es wieder von Leuten, das Klima war ein ganz anderes und damit auch die Landschaft. In San Christobal hatten wir ein schönes Stadthotel und jeden Tag unseren Privatguide, der uns bestens und wirklich immer sehr freundlich sein Land zeigte. Unser Dank gilt besonders Alfonso! Wir haben Canyons gesehen, Städte, schmale kurvige Straßen (mit Topes), Indianergemeinden, Opferungen von Hennen in Kirchen, Märkte, Kaffee, Wasserfälle, Mayatempel, Mayas, und noch viel mehr Tempelanlagen….und so vieles mehr.

Mein Favorite war und ist nach wie vor der Urwald von Locandon, welchen wir im Rahmen einer Besichtigung der archäologischen Stätte Yaxchilan, erkunden durften. Wir haben Affen gesehen, sogar schreien gehört und das hört sich an als würden die wildesten und gefährlichsten Tiere aufeinander losgehen. Wir sind mit einem kleinen Holzboot auf dem Grenzfluss zu Guatemala gefahren, rechts und links von uns aus gesehen war Dschungel. Wow! Und im Dschungel selbst, über, unter und neben dir ist Leben und du spürst das so hautnah wie ich es noch nie zuvor gespürt habe. Im Eifer des Gefechts bin ich sogar auf eine Liane hinaufgekrakselt. Mama und Stefan staunten nicht schlecht, weil ich doch in Deutschland Angst vor Spinnen habe und hier im Urwald sei mir auf einmal alles egal. Ja, ich war irgendwie beflügelt. Nein, das war einfach nur gigantisch.

III. Yucatan

Diese Reise unterscheidet sich vollkomen von den obigen. Erstens hatten wir hier keinen Guide mehr, keinen Fahrer, sondern einen Mietwagen. Zweitens ist es hier tropisch und warm. Drittens, hier findet man keine einsamen Weiten wie im Kupfercanyon. Viertens, die Straßen sind vergleichsweise super ausgebaut. Fünftens, die Leute sind reicher, wir sahen bei weitem mehr zweistöckige Häuser und nicht mehr nur „bessere Garagen“. Sechstens, hier sind viele Touristen unterwegs.

Wir nächtigten in Campeche, Merida und am Ende noch zwei Nächte am Playa del Carmen. Zugegebenermaßen waren wir alle schon etwas erschöpft und nicht mehr ganz so aufnahmefähig. Campeche habe ich als wunderschönes Städtchen im Kolonialstil am Golf von Mexiko kennengelernt. Merida hingegen war größer, lauter und stinkender. Naja, es gibt ja keine Fußgängerzonen und wirklich jede Schrottlaube darf in Mexiko noch fahren, Abgaswerte spielen keine Rolle. Dann stinkts eben.

Playa del Carmen ist wunderschön, ein Luxusresort reiht sich an das nächste. Hier trifft man erstmals auf sehr gut Englischsprechende Menschen. Kein Wunder, Touristen sind vornehmlich Amis und Europäer. Hier gab es wieder Boutiquen, Chanel und Prada. Internationale DJs legten abends auf – es kam mir vor wie ein Sommerurlaub auf Ibiza. Viele Urlauber besuchen ja nur diesen Teil Mexikos und das ist nur ein winziger Teil von dem „ganzen“ Mexiko. Ich bin so dankbar, dass wir noch andere Teile, unberührtere Teil von Mexiko sehen durften.

IV. Schluss

Wir sind müde, erschöpft, aber voller Eindrücke wieder Zuhause angekommen. Es brauchte eine Woche, um sich wieder an den Alltag zu gewöhnen.

Stefanie und Esther, vielen lieben Dank für die perfekte Organisation. Es hätte nicht besser klappen können. Jeder Transfer, jeder Ausflug, alle Inlandsflüge haben geklappt und noch viel mehr. Wir waren sehr zufrieden. Die Hotels waren so verschieden und jedes für sich toll! Ihr wart telefonisch immer erreichbar. Für eure Erreichbarkeit waren wir am Flughafen von Los Mochis und Villahermosa sehr dankbar. Das gibt einem ein gutes Gefühl, zu wissen, dass immer jemand da ist – für den Notfall. Es gibt nichts zu meckern und ich schreibe das nicht einfach nur so. Ich kann euch und eure Agentur nur wärmstens weiterempfehlen.

Ihr arbeitet gewissenhaft, genau und sehr professionell. Das merkt man.
Wir empfehlen euch weiter!
Liebe Grüße
Barbara

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